„Anstoß für Fußball und Ausbildung“
initiiert von der bayerischen Staatsregierung in der Partnerregion
Sao Paulo anlässlich der WM 2014.
initiiert von der bayerischen Staatsregierung in der Partnerregion
Sao Paulo anlässlich der WM 2014.
Realisierung: Hans Gottfried Stein Projekt und Medienberatung / München - Buenos Aires - Sao Paulo
Der Freistaat Bayern und der brasilianische Bundesstaat Sao Paul unterhalten seit Jahren im Rahmen einer „Superpartnerschaft“ sehr gute wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Beziehungen (die von der Staatsregierung weiter gefördert und ausgebaut werden sollen). Es war der Wunsch der Bayerischen Staatsregierung, anlässlich des Gipfeltreffens der Ministerpräsidenten und Gouverneure der Partnerregionen im April 2012 in Sao Paulo diese Partnerschaft mit einem Fußballprojekt zu intensivieren, ähnlich dem Vorbild eines Trainingsprojektes, das die Staatsregierung in Kooperation mit dem Bayerischen Fußballverband anlässlich der WM 2010 in Südafrika realisiert hatte. Im November 2011 fand dazu ein erstes Gespräch zwischen der Bayerischen Staatsministerin für Europaangelegenheiten Emilia Müller, dem Präsidenten des Bayerischen Fußballverbandes Dr. Rainer Koch, und Gottfried Stein, zum damaligen Zeitpunkt Korrespondent der ARD für Südamerika statt. Auf der Basis der Erfahrungen von Herrn Stein und den Erwartungen des BFV und der Staatsregierung ergab sich folgender Projektrahmen:
a) Qualifizierte Berufsausbildung für Jugendliche mit normalem Schulabschluss (primero grau) ist in Brasilien Mangelware. Ein System vergleichbar mit dem deutschen dualen Bildungssystem (Lehre und Berufsschule) fehlt (was Bildungsfachleute in Brasilien auch immer wieder bemängeln). Normalerweise bilden Firmen Jugendliche praktisch im Schnelldurchgang für ihre persönlichen Bedürfnisse aus (Maurer, die nicht wissen, was ein rechter Winkel ist, etc.).
Firmen (gerade auch deutsche Firmen im Automobil – oder Maschinenbau etc. klagen immer über rapiden Facharbeitermangel.
b) Von Deutschen geförderte Sozialprojekte in Brasilien konzentrieren sich stark auf Kinder in Faevelas mit ihren spezifischen Nöten und sozialen Umfeldern. Ein zweiter Bereich sind Fußballschulen, ebenfalls in Armutsgebieten, mit unterschiedlichen Schwerpunkten (sportliche Ausbildung, begleitende Sozialarbeit, paralleler Schulunterricht etc).
c) Die Fußball-WM 2014 und die olympischen Spiele in Rio 2016 lenken zunehmend das Interesse deutscher Firmen und Medien auf Brasilien. Allen Erfahrungen nach werden auch aus Prestige- und Imagegründen Möglichkeiten suchen, sich an Sozialprojekten entweder zu beteiligen oder Neue zu gründen. Wegen dem Zusammenhang mit der WM besteht die Gefahr, dass sich dieses Interesse auf das Feld „Fußballschule“ konzentriert. Für das Gros der Kinder und Jugendlichen haben diese Fußballschulen aber in der Regel keine nachhaltigen Effekte, auch in Brasilien schaffen es nur wenige Kids aus den Slums in die erste Liga. Auch wer in den engeren Kreis aufrückt, hat keine parallele Berufsausbildung und steht am Ende vielfach ohne Perspektive auf der Straße.
d) Ein Projekt „Fußball und Bildung“ sollte versuchen, all diese Aspekte zu bündeln und zu einem gemeinsamen Ziel zu führen: Dabei könnte ein gemeinsam von deutschen und brasilianischen Bildungsexperten entwickeltes Berufszertifikat (Facharbeiterausbildung, mit begleitendem Schulunterricht, ev. unter Einbeziehung von Deutschkursen, aber in einem zeitlich überschaubarem Rahmen, ca. 1 – ½ Jahre) im Mittelpunkt stehen.
e) Wichtig ist, den Imagefaktor „Fußball“ mit einzubinden. Dazu könnte man z.B. Fußballschulen als Reservoir für Auszubildende einschließen. Ein anderer Link wäre, in den Stadien, die jetzt für die WM 14 gebaut oder renoviert werden, Lehrwerkstätten einzurichten, damit die Jugendlichen vor Ort für die Arbeit dort ausgebildet werden. Wichtig ist, das Projekt zu dezentralisieren, in anderen Städten außerhalb von Sao Paulo sind die Ausbildungsmängel und der Facharbeiterbedarf noch viel gravierender. Eine Dezentralisierung bzw. den Aufbau des Projektes in Form eines Modulsystems bietet außerdem die Möglichkeit, dass Firmen etc. zu unterschiedlichen Zeitpunkten in unterschiedlicher Intensität einsteigen und sich beteiligen können.
f) Brasilien wird als Wirtschaftsstandort gerade auch für deutsche Firmen immer interessanter. Die Attraktivität der Fußball-WM 2014 in Brasilien bietet die Chance, Firmen und Verbände aus Deutschland stärker auf soziale Probleme in Brasilien zu fokussieren. Gleichzeitig wird gerade auch von in Brasilien niedergelassenen deutschen Firmen immer wieder der rapide Mangel an fachlich qualifizierten Arbeitskräften in Produktions- und Werkstätten beklagt, verbunden mit dem Ruf nach Einführung einer dem deutschen dualen System vergleichbaren Berufsausbildung (die Mängel in der praktischen beruflichen Ausbildung gerade im Bereich Handwerk/Facharbeiter werden auch in Brasilien massiv beklagt). Das Pilotprojekt versucht, dieser Nachfrage unter Einbindung dieser Firmen in einer Anschubphase gerecht zu werden.
g) Das Projekt sollte versuchen, bestehende deutsch – geförderte Einrichtungen und Projekte mit einzubeziehen. Dadurch ließen sich gut laufende deutsch-brasilianische Erfolgsprojekte weiter optimieren.
h) Wichtig ist auch der Faktor „Publizität“. Der Grundsatz „Tue Gutes und rede darüber“ sollte durchaus mit der Zielsetzung gesehen werden, dass über das Projekt sowohl in deutschen als auch brasilianischen Medien ausführlich berichtet wird.