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„Anstoß für Fußball und Ausbildung“

initiiert von der bayerischen Staatsregierung in der Partnerregion
Sao Paulo anlässlich der WM 2014.

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Projekt – Konzept

Projektidee

Das Pilotprojekt versucht, die steigende Attraktivität Brasiliens, die Magnetwirkung des sportlichen Großereignisses Fußball-WM 2014, den Wunsch der deutschen Wirtschaft nach besserem Zugang zum brasilianischen Markt und das Bedürfnis der bereits in Brasilien ansässigen deutschen Firmen nach qualifizierten Arbeitskräften in praktischen Handwerksberufen und auch die Bereitschaft deutscherseits, sich sozial in Brasilien zu engagieren, miteinander zu kombinieren. Daher auch der Obertitel „Anstoß für Bildung und Fußball“, wobei die Priorität auf der Gestaltung der Ausbildung liegt.

Ein weiteres Projektziel ist, die Attraktivität und Anziehungskraft der Fußball-WM 2014 werbetechnisch und imagefördernd zum Erreichen dieses Zieles zu nutzen.  Hier ist insbesondere an die bedarfsorientierte Einbindung bayerischer Firmen gedacht.

„Fußball“ erfüllt dabei drei Funktionen:

  • Mit Hilfe prominenter Fußballer aus Deutschland und Brasilien und der Landesverbände Bayerns (BFV) und Sao Paulo Jugendliche, die kaum Chancen für sich sehen, zum Erlernen eines praktischen Handwerksberufes zu animieren und motivieren.
  • Als praktisches Arbeitsfeld – z.B. Ausbildung in Berufen, die beim Bau und später beim Betrieb des WM-Stadions in Sao Paulo benötigt werden.
  • Jugendliche aus sozial geförderten Fußballschulen für die Ausbildung zu rekrutieren. Außerdem sollen bayerische Vereine für Patenschaften für Lehrlingsteams (aufgestellt nach Berufszweigen) gewonnen werden.

Projektplan

Die Grundstruktur des Projektes folgt dem Grundprinzip des dualen Berufsausbildungssystems in Deutschland. Dieses sieht vor, dass Jugendliche in Firmen praktisch ausgebildet werden. In Brasilien übernehmen viele Firmen eine (im Umfang sehr unterschiedliche) theoretische Ausbildung gleich mit. Im Gegensatz dazu und dem deutschen Modell folgend soll die theoretische Ausbildung der Lehrlinge abgekoppelt von den Firmen in einer zentralen Schulwerkstätte erfolgen, um auf diesem Wege eine allmähliche Nivellierung und Angleichung des Ausbildungsniveaus (und damit auch eine vergleichbare Zertifizierung) zu erreichen. Dies hat zufolge, dass Absolventen mit dem gleichen Zertifikat chancengleich sowohl bei deutschen als auch bei brasilianischen Firmen unbedenklich beschäftigt werden können. Damit verbunden ist logischerweise auch die Konsequenz, das Firmen nicht mehr nur nach eigenen Bedürfnissen und aktuellem Gusto ausbilden können, sondern sich dem Vergleichsniveau anpassen müssen.

Dieser Projektplan muss vier Bedingungen berücksichtigen:

  • das mitunter eher mittelmäßige Schulniveau der Lehrlinge
  • die landesübliche Dauer von Ausbildungen
  • vorhandene fundamentale Defizite (zum Beispiel fehlendes Wissen über Namen und Funktionsweisen von Werkzeugen und Maschinen)
  • und die tatsächliche Nachfrage von Firmen (möglichst in der näheren Umgebung), um nicht gegen den Bedarf des Arbeitsmarktes auszubilden.

Projektpartner und Aufgabenverteilung

Praktische Ausbildung:

  • deutsche Firmen in Sao Paulo (wobei auch unter brasilianischen Firmen geworben wird). Sie übernehmen je nach Bedarf eine bestimmte Anzahl von Jugendlichen als Lehrlinge, bezahlen sie dem ortsüblichen Tarif  entsprechend. (Es wird außerdem versucht, Ausbildungsstipendien von außen stehenden Firmen und sonstigen Personen oder Vereinigungen zu organisieren).

Theoretische Ausbildung:

  • Erfolgt durch qualifizierte Ausbilder in mit notwendigen Werkstätten ausgestatteten Schulungsräumen. Hier steht in erster Linie die brasilianische Bildungsorganisation Senai, ev. Senac als Ausbildungsorgane zur Verfügung. Daneben wird versucht, entsprechendes qualifiziertes Ausbildungspersonal aus dt. Firmen zu rekrutieren, sowie auf personelle Ressourcen anderer Ausbildungsträger (geprüft wird z.B. Senior Expert Service, IHK Oberbayern) zurückzugreifen werden.

Theoretisches Ausbildungsmaterial:

  • Das Basismaterial wird von Seiten des Freistaates auf der Basis des Deutschen dualen Systems vorstrukturiert (Kultusministerium unter von IHK etc.) und gemeinsam mit den brasilianischen Bildungsträgern angepasst und entsprechend den hiesigen Voraussetzungen modifiziert. Nach einem Gespräch mit dem Abteilungsleiter im bayerischen ergibt sich folgender Rahmen: Die Stärke der dualen Ausbildung in   Deutschland ist die Verzahnung und Abstimmung zwischen Theorie und Praxis. Bis vor ca. 15 Jahren war der Berufsschulunterricht nach theoretischen Fächern aufgeteilt. Inzwischen wird „handlungsorientiert“, als am beruflichen Handeln orientiert gelehrt. Zum Beispiel wird im Baubereich ein Lehrfach „Herstellung einer Schalung“ gegeben, wo eben genau diese berufliche Aktivität gelehrt wird. Insofern ist das ein idealer Aufhänger für reduziertes Handeln in Brasilien. Die Theorie ist immer Mittel zum Zweck, nämlich  der Anwendung in der Praxis. Das deutsche System setzt auf gute Schreib- und Lesekompetenzen. Die müssten also in Brasilien ev. in einer Vorstufe oder ergänzend noch verbessert

Der offizielle Ansprechpartner seitens der Landesregierung Sao Paulo ist jetzt das Ausbildungszentrum Paula Souza, das das Projekt in Zukunft begleiten wird und als Prüfungsinstanz wichtig ist.

  • Der nationale Ausbildungsservice für technisch - industrielle Berufe SENAI ist Partner bei der theoretischen Ausbildung.
  • Kolping do Brasil ist bereit, nach der vollständigen Installierung des Projektes die Abwicklung und Sozialbetreuung zu übernehmen. Dies ist auch hinsichtlich der arbeitsrechtlichen und versicherungstechnischen Abwicklung für die Firmen von großer Wichtigkeit.
  • Die Fußballschule „Nosso Sonho“, ein Projekt des Fußballverbandes Sao Paulo für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren, bietet sich als Partnerorganisation für die Auswahl von Jugendlichen für die Ausbildung an.

Ausbildungsdauer:

  • Muss noch genau definiert werden, der Vorschlag ist in etwa 12 Monate Gesamtausbildung, das Verhältnis zwischen praktischer und theoretischer Ausbildung ca. 60:40, Überlegung, jeweils in Blöcken von mehreren Wochen oder Monaten zu arbeiten). Wichtig ist, auch an Zusatzkurse zu denken, zum Beispiel um schulische Defizite auszugleichen. Es besteht seitens des Bildungsministeriums die Idee, zusätzlich Sprachkurse anzubieten (englisch, deutsch).

Projektziel

Projektziel ist, Jugendliche, die normalerweise aufgrund ihrer sozialen Lage und Schulausbildung kaum Zugang zu einem qualifiziertem Berufsabschluss haben, zu Facharbeitern auszubilden, nach dem Vorbild des dualen Systems, und orientiert an der Nachfrage von bayerischen Firmen in Sao Paulo nach qualifizierten Arbeitskräften. Das duale System wird derzeit in Brasilien nur projektbezogen auf Anfrage in Firmen praktiziert, eine firmenübergreifende Berufsschulausbildung nach deutschen Muster gibt es nicht – ein Missstand, der immer wieder gerade von den 1200 deutschstämmigen Firmen in Sao Paulo beklagt wird.

Projektphasen

Das Pilotprojekt ist für den Zeitraum 2013 bis 2014 (WM) ausgelegt. In dieser Zeit sollten nach Möglichkeit in einem kompletten Durchgang die Anwendbarkeit und Effektivität des Projektes erprobt werden. Nach entsprechender Evaluierung wird von allen beteiligten Partnern geprüft, ob das Modell ausgeweitert und ev. als alternative Möglichkeit des brasilianischen Ausbildungssystems tauglich ist.

  • Phase 1: praktische und theoretische Ausbildung in Firmen und unabhängiger Lehr- und Schuleinrichtung
  • Phase 2: Zertifizierung der Ausbildung nach Kriterien, die nach Möglichkeit zwischen den politischen Institutionen von Sao Paulo und dem Freistaat Bayern abgestimmt und definiert werden.
  • Phase 3: Anstellung der Absolventen bei deutschen und brasilianischen Firmen

Projektkosten

Die genauen Projektkosten können erst nach genauer Abstimmung des Projektes definiert werden. Grundsätzlich übernimmt die bayerische Staatsregierung eine Anschubfinanzierung. Senac und Senai sind öffentliche Bildungsträger, etwaige Kosten für zusätzliche Kurse müssen noch geklärt werden. Der finanzielle Beitrag der Firmen über die Entlohnung der Lehrlinge hinaus muss noch definiert werden.